AUSLANDSZAHNERSATZ / ZAHNTECHNIK IMPORT
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
seit einiger Zeit fügen einige Gesetzliche Krankenkassen genehmigten Heil- und Kostenplänen Ihrer Versicherten eine „Patienteninformation“ zu preisgünstigem Zahnersatz bei. In dieser „Patienteninformation“ werden Ihnen Anbieter zahntechnischer Leistungen benannt, die in der Regel mit der/den Krankenkasse(n) gesonderte Preisvereinbarungen getroffen haben und deren Zahntechnik in den meisten Fällen im Ausland zu Dumpingpreisen gefertigt und nach Deutschland importiert wird, auch wenn Ihre Vertriebsstätte offiziell in Deutschland angesiedelt ist.
Ausführliche Informationen zum Thema Auslandszahnersatz
finden Sie auch in unserem » Download-Bereich.
Natürlich ist es immer wünschenswert, alle Einsparmöglichkeiten zu nutzen. Auch Ihr Zahnarzt befürwortet es, wenn die Krankenkassen sich um eine Senkung der Material- und Laborkosten bemühen. Für den Zahnarzt sind die Laborkosten nur ein „durchlaufender Posten“, an dem er keinen Cent verdient.
Auch die Zahnärzte haben den Wunsch, die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern. Qualitätsaspekte müssen dabei aber weiterhin im Vordergrund stehen.
Bevor Sie sich jedoch für ein von den Krankenkassen benanntes Labor entscheiden, sollten Sie folgendes bedenken:
- Die Laborkosten machen nur einen Teil Ihrer Rechnung aus. Entscheidend sind oft die Kosten für Edelmetall, diese lassen sich durch die Wahl eines anderen Labors aber nicht reduzieren. Wenn z.B. die Laborkosten um 40% reduziert werden können, so macht dies auf Ihrer Gesamtrechnung nur ca. 10 bis 20%, manchmal weniger aus. Zu 50 bis 100% profitiert die Krankenkasse von der Kostenersparnis.
- Wichtig für die Qualität einer zahntechnischen Arbeit ist das exakte Zusammenspiel zwischen Zahnarzt und Zahntechniker und die langjährige Erfahrung im Umgang mit den verwendeten Materialien. Präzision ist nur in einem lange eingespielten Team zu erreichen. Ihr Zahnarzt arbeitet mit einem Labor zusammen, dessen Arbeit und Qualität er oft schon seit Jahren vertraut und das seine „Handschrift“ kennt. Nur so lassen sich alle Fragen, die letztendlich die Funktionalität und Ästhetik, aber auch Probleme der Passgenauigkeit des Zahntechnikers bestimmen, gemeinsam mit Ihnen und dem Zahntechniker lösen.
- Wenn das Labor nicht vor Ort ist, müssen Sie damit rechnen, dass für kleine Änderungen oder Reparaturen unter Umständen mehrere Tage für den Versand eingeplant werden müssen. In dieser Zeit müssten Sie auf Ihren Zahnersatz verzichten. Die Zusammenarbeit Ihres Zahnarztes mit dem Zahntechniker seines Vertrauens stellt sicher, dass nach deutschen und/oder europäischen Normen gearbeitet wird. Ob die für die Qualität der Leistung maßgeblichen Materialien und Verfahren tatsächlich angewandt wurden, ist in der Regel für Ihren Zahnarzt bei Zahntechnikern vor Ort am besten nachprüfbar.
- Die Verantwortung für Ihren qualitativ hochwertigen Zahnersatz liegt ausschließlich bei Ihrem Zahnarzt. Er allein haftet Ihnen gegenüber für eventuelle Mängel, auch soweit sie auf Fehler des Zahntechnikers zurückzuführen sind. Diese Verantwortung kann Ihr Zahnarzt auch nur dann tragen, wenn er mit einem Zahntechnischen Labor seines Vertrauens zusammenarbeiten kann. Schließlich muss er auch alleine als Auftraggeber in ein Vertragsverhältnis mit dem Labor eintreten. Die Wahl der individuell bestmöglichen Therapie sollten Sie und Ihr Zahnarzt gemeinsam treffen.
- Wenn Ihre Krankenkasse ohne Ihre Einwilligung persönliche Daten an Labore weitergibt, z.B. um niedrige Preisangebote einzuholen, verstößt sie gegen Datenschutzbestimmungen.
- Ihr Zahnarzt möchte vor allem Eines: Sie als zufriedenen Patienten über lange Jahre hinweg optimal betreuen. Deshalb will er auf „Nummer sicher“ gehen und mit einem Zahntechnikerbetrieb seines Vertrauens zusammenarbeiten. Beide zusammen, Zahnarzt und Zahntechniker, gewährleisten die Qualität der Versorgung mit Zahnersatz. Hierfür haben nur sie die fachliche Kompetenz. Warum sollten Sie auf diese Sicherheit verzichten?
- Das Auswahlkriterium Ihrer Krankenkasse ist lediglich der Preis. Billigangebote mögen ihren Reiz haben… Auch, wenn es um Ihre Gesundheit geht?
Sprechen Sie mit Ihrem Zahnarzt! Er hilft Ihnen bei Ihren Fragen rund um das Thema Zahnersatz! Weitere Informationen finden Sie auch in unserem Download-Bereich.
Über einen sehr unseriösen Patientenfall, der mit Auslandszahnersatz versorgt wurde und wo die Patientin am Ende viel Leid und Lehrgeld gezahlt hat, können Sie hier lesen:„Prothetischer Totalschaden“ Quelle: Das Internationale Zahntechnik Magazin, Ausgabe 7 (Oktober 2017), Seite 458-461
PRESSESTIMMEN ZUM THEMA BILLIGZAHNERSATZ
Gefahr durch Billigimporte bei Zahnersatz
Die Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche Zahn-Medizin e.V. (GZM) warnt vor dem Einsatz von Billigimporten bei Zahnersatz, weil diese zu gesundheitlichen Schäden führen können. Bei Goldlegierungen, die mit unedlen Metallen angereichert wurden, ist beispielsweise vermehrt mit allergischen Reaktionen zu rechnen. Zudem führe die oftmals schlechte Ausbildung in den billigen Herstellungsländern zu erheblichen Problemen bei der Passgenauigkeit der Prothesen. Die Betroffenen litten häufig unter Zahnfleischbluten und Schmerzen. Die kurzfristige Kostenersparnis kann demnach durch Reparaturkosten und die kürzere Haltbarkeit der Prothese schnell wieder zunichte gemacht werden.
Nach Meinung der GZM sollte mehr auf Qualität eines Werkstoffes für Zahnersatz geachtet werden. Er sollte biologisch verträglich und möglichst genauso belastbar sein wie der natürliche Zahnschmelz.
Quelle: Kuratorium perfekter Zahnersatz Nr. 2/97 – April 1997
Zahnersatz-Import
In der Märzausgabe „Zahnärztliche Mitteilungen“ schildert ein Patient seine persönliche Erfahrung mit Zahnersatz-Import, die wir nachfolgend wiedergeben:
„Den allgemeinen Wunsch zum Sparen habe auch ich befolgt und eine Probearbeit bei der von Ihnen positiv erwähnten Firma proDentum fertigen lassen. Der Erfolg war allerdings ernüchternd: nach drei Tagen im Munde der Patientin zerbröckelte die schöne Keramikverblendung wegen mangelhafter Verarbeitung. Fazit: preiswert ist schön, aber haltbar ist besser.“
Quelle: Zahnärztliche Mitteilungen, Nr. 5 v. 1. März 1997, S. 4
Zahnersatz im Ausland
Über viele Medien wird derzeit informiert, dass eine bekannte Krankenkasse sich bei den Versicherten dafür stark macht, dass im Ausland gefertigter Zahnersatz selbstverständlich auch mit dem „Festbetrag“ bezuschusst wird. Durch diverse Boulevardsendungen im Fernsehen wird diese Aussage noch kräftig „angeheizt“, eine solche Möglichkeit doch mit einem billigen Auslandsurlaub zu kombinieren.
In diesem Zusammenhang möchte ich aus aktuellem Anlass mitteilen, dass die GEK es als Ihre Pflicht ansieht, ihre Versicherten über folgende Punkte aufzuklären, bevor man sich für einen Zahnersatz im Ausland entscheidet:
- Das Deutsche Zahntechnikerhandwerk steht qualitativ auf höchstem Niveau im Vergleich zum Ausland.
- Die Urlaubszeit reicht meist nicht aus, einen gleichwertigen Zahnersatz zu erhalten, wenn man Kriterien berücksichtigt wie Röntgen, evtl. Gebissanalyse, Abdruck, Provisorium, Anpassung und evt. Nacharbeiten.
- Es kann Probleme geben mit Garantie- bzw. Gewährleistungsansprüchen.
- Zur kostenlosen Nachbehandlung muss man erneut ins Ausland reisen.
Durch Ihre Verbundenheit zum deutschen Zahntechnikerhandwerk wird die GEK keinesfalls in den Medien damit werben, dem Versicherten einen Auslands-Zahnersatz „schmackhaft“ zu machen und damit Arbeitsplätze in Ihrer Branche zu vernichten.
Quelle: GEK Münster 11.02.1998
Auslandszahnersatz
Wer im Ausland angefertigten Zahnersatz erhält, könne damit zwar Geld sparen, gehe aber auch große Risiken ein, so Prof. Heinrich von Schwanewede, Universität Rostock, anlässlich einer Fachtagung.
So seien Regressforderungen bei mangelhafter Anfertigung nur schwer durchsetzbar. Darüber hinaus gehe es nicht nur darum, fehlende Zähne zu ersetzen, sondern durch funktionalen und spezifisch angepassten Zahnersatz für ein unbeeinträchtigtes Kauen und Sprechen zu sorgen.
Fehlerhaft angepasster Zahnersatz und Zahnfehlstellungen führen zu Funktionsstörungen bei Kiefergelenken und Kaumuskeln. Probleme, die ebenso bedeutend seien wie Karies und Zahnfleischentzündungen, so von Schwanewede.
Die AOK Baden-Württemberg lehnt Zahntourismus ab und möchte Billigimporte, z.B. aus Osteuropa oder Asien, verhindern.
Auszug aus Al-Dente – „News für Zahnarzt-Helferinnen“